Methocarbamol zählt zur Wirkstoffgruppe der Muskelrelaxanzien und wird vor allem bei Rückenschmerzen infolge von Verspannungen und Krämpfen der Skelettmuskulatur eingesetzt.
Anwendung
Methocarbamol wird vor allem bei Rückenschmerzen infolge von Verspannungen und Krämpfen der Skelettmuskulatur eingesetzt. Ein typisches Anwendungsgebiet sind Schmerzen bei Hexenschuss.
Anwendungsart
Methocarbamol gibt es als Filmtabletten zur oralen Einnahme oder als Injektions-/Infusionslösung zur intravenösen oder intramuskulären Anwendung im Handel.
Wirkmechanismus
Methocarbamol zählt zur Wirkstoffgruppe der zentral wirksamen Muskelrelaxantien. Der genaue Wirkmechanismus ist nicht im Detail geklärt. Vermutlich hemmt der Wirkstoff in Rückenmark und bestimmten Gehirnarealen die Weiterleitung von Nervenimpulsen. In Folge erschlaffen schmerzhaft verkrampfte Muskeln und Muskelgruppen. Auf diese Weise lassen Verspannungen nach und Krämpfe lösen sich. Zu den positiven Eigenschaften des Wirkstoffes gehört, dass Kraft und Beweglichkeit der Muskulatur nicht negativ beeinflusst werden. Auch auf die glatte Muskulatur der Organe hat Methocarbamol keinen Effekt.
Pharmakokinetik
Resorption
Methocarbamol wird nach oraler Applikation rasch und vollständig resorbiert.
Verteilung
Bereits 10 Minuten nach der Einnahme ist die Substanz im Blut nachweisbar und nach ca. 60 Minuten wird der maximale Wirkstoffspiegel im Blut erreicht.
Die Plasmahalbwertszeit von Methocarbamol beträgt ca. 2 Stunden.
Biotransformation und Elimination
Methocarbamol und seine zwei Hauptmetaboliten werden fast ausschließlich über die Nieren ausgeschieden. Etwa die Hälfte der applizierten Dosis wird innerhalb von 4 Stunden mit dem Urin eliminiert, davon nur ein kleiner Teil als unverändertes Methocarbamol.
Dosierung
Symptomatische Behandlung schmerzhafter Muskelverspannungen, insbesondere des unteren Rückenbereiches (Lumbago) bei Erwachsenen:
Dosierung und Häufigkeit der Anwendung sollte sich fallspezifisch nach der Schwere der Erkrankung und dem jeweiligen Behandlungserfolg richten.
Filmtabletten
Die empfohlene Initialdosis beträgt viermal täglich 1.500 mg Methocarbamol, danach sollte die Normaldosis dreimal täglich 1.500 mg Methocarbamol betragen.
In schweren Fällen können jedoch bis zu 7.500 mg Methocarbamol pro Tag eingenommen werden.
Die Dauer der Anwendung sollte 30 Tage nicht überschreiten.
Injektions-/Infusionslösung
Bei mäßig schmerzhaften Muskelverspannungen können schon 1.000 mg Methocarbamol (1 Ampulle à 10 ml) genügen. Danach kann auf Methocarbamol oral umgestellt werden, um die eingetretene Besserung aufrecht zu erhalten. Wenn die Oralisierung z.B. nach einer Operation nicht möglich ist, kann es notwendig werden 2.000 – 3.000 mg Methocarbamol pro Tag für drei Tage zu inji*zieren und frühestens nach 48 h zu wiederholen. Während der intravenösen Injektion oder Infusion und mindestens 10 – 15 Minuten danach sollte der Patient liegen.
Intravenöse Injektion
Methocarbamol Injektionslösung kann unverdünnt direkt in die Vene mit einer maximalen Injektionsgeschwindigkeit von 3 ml pro Minute inji*ziert werden.
Paravenöse Injektionen müssen unbedingt vermieden werden, da die hypertonische Lösung Thrombophlebitis verursachen kann.
Intravenöse Infusion
Die intravenöse Infusion ist die empfohlene Anwendungsart. Eine als Einzeldosis zu inji*zierende Ampulle sollte möglichst mit 100 ml und maximal mit 250 ml isotonischer Natriumchloridlösung verdünnt werden. Die verdünnte Lösung wird mit ca. 2 – 4 Tropfen pro Sekunde intravenös infundiert.
Intramuskuläre Injektion
Es sollten nicht mehr als 500 mg Methocarbamol (1⁄2 Ampulle) in einen Glutealmuskel intramuskulär inji*ziert werden. Nötigenfalls können die Injektionen in Abständen von 8 Stunden wiederholt werden.
Patienten mit Leber- oder Niereninsuffizienz:
Bei eingeschränkter Leber- und Nierenfunktion sollte Methocarbamol oral mit Vorsicht angewendet werden. Die Injektions-/Infusionslösung ist bei eingeschränkter Nierenfunktion kontraindiziert.
Kinder und Jugendliche:
Die Sicherheit und Wirksamkeit bei Kindern unter 12 Jahren ist nicht erwiesen.
Kinder unter 12 Jahren sollten nicht mit Methocarbamol behandelt werden.
Nebenwirkungen
Die Nebenwirkungen von Methocarbamol treten nur selten auf. Am häufigsten handelt es sich um Kopfschmerzen, Fieber, Schwindel und allergieähnliche Symptome mit Hautreizungen sowie Schleimhaut- oder Gesichtsschwellungen und Bindehautentzündungen.
Wechselwirkungen
- Zentral wirksame Arzneimittel: Barbiturate, Opioide, Anticholinergika wie z. B. Atropin sowie Appetitzügler ► wechselseitige Wirkungsverstärkung
- andere psychotrope Arzneimittel ► Wirkungsverstärkung
- Methocarbamol kann Wirkung von Pyridostigminbromid abschwächen
- Farbinterferenz bei Untersuchungen auf Hydroxyindolessigsäure (5-HIAA) und Vanillinmandelsäure (VMA)
Kontraindikation
- Überempfindlichkeit gegen Methocarbamol
- Komatöse oder präkomatöse Zustände
- Erkrankungen des Zentralnervensystems (ZNS)
- Myasthenia gravis
- Epilepsie
- Verdacht auf oder Bestehen einer Nierenerkrankung bei der intravenösen Anwendung aufgrund des Macrogol 300-Gehalts
Schwangerschaft/Stillzeit
Es liegen keine Erfahrungen mit der Anwendung von Methocarbamol in der Schwangerschaft vor. Da das potentielle Risiko für den Menschen nicht bekannt ist, sollte Methocarbamol während der Schwangerschaft nicht angewendet werden.
Stillzeit
Da nicht bekannt ist, ob Methocarbamol und/oder seine Metabolite in die Muttermilch übergehen, sollten stillende Frauen Methocarbamol nicht einnehmen.
Verkehrstüchtigkeit
Methocarbamol kann Schwindel und Benommenheit verursachen und hat deshalb mäßigen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen. Die Patienten sind darauf hinzuweisen, dass diese Aktivitäten vermieden werden sollten, falls Schwindel oder Benommenheit auftritt.
Weitere Informationen sind der jeweiligen Fachinformation zu entnehmen.
Hinweise
Nutzenbewertungen
„Wenig geeignet bei Muskelverspannungen“: So lautet das Fazit der Stiftung Warentest über den Nutzen von Methocarbamol. Auch das Arznei-Telegramm verweist darauf, dass Studien des Herstellers zur Wirksamkeit bislang nicht vollständig veröffentlicht sind und eine abschließende Beurteilung daher nicht möglich sei.